Haben Lehrer/innen mit Moralerziehung und Ethik zu tun? Seminarplan Der Entwurf für eine Novellierung des Gesetzes über die Ausbildung für Lehrämter an öffentlichen Schulen (Lehrerausbildungsgesetz – LABG) sieht in § 2 folgenden Absatz vor: Das Studium umfasst am Ausbildungsziel orientierte erziehungswissenschaftliche, fachwissenschaftliche und fachdidaktische Studien, in die im Rahmen von Praxisphasen schulpraktische Studien einzubeziehen sind. Dabei ist eine für alle Lehrämter gemeinsame pädagogisch-ethische Grundorientierung zu vermitteln. Im Sinne partizipatorischen Unterrichts soll der Seminarplan gemeinsam von den Teilnehmern und dem Seminarleiter erstellt werden. Dazu werden im folgenden einige Rahmenvorschläge gemacht: Zunächst erstellen sich die Teilnehmer/innen Seminarmaterial. Dabei gehen sie von einem alltagssprachlichen Verständnis der Themenstellung aus. Material I: Statements zur Beantwortung der Titelfrage einschließlich einer Begründung. Situationen und Szenen, in denen Lehrer/innen moralpädagogisch tätig werden. Formulierung eines (eigenen) ethischen Standpunktes. Haltungen, die Lehrer/innen einnehmen sollten. Verbindliche Absprache, dass jeder etwas zu jedem Punkt dieses Materials I zur nächsten Sitzung – 24. Oktober 2001 – mitbringt. Wichtig ist, dass eine ausformulierte Textfassung erstellt wird; Stichwörter gelten nicht (weil die Annahme, man könnte daraus eine gebundene Rede formulieren, allermeist trügt und weil wir verteilbare Texte brauchen.) In allen Sitzungen moderiert ein(e) Teilnehmer/in. Ein(e) Teilnehmer/in protokolliert die aufkommenden Fragen, und zwar geordnet nach Begriffsklärungen, Theorie(n) und Problemen. Material II Auf Karten sind Fragen notiert, je eine auf einer Karte. Die Teilnehmer/innen ziehen blind eine Karte und arbeiten zu Hause eine Beantwortung der Frage aus. Im Seminar werden die Antworten vorgetragen. Fragen: Schüler/in: Warum soll ich moralisch sein? Schüler/in: Die Welt ist sowieso ungerecht, warum soll gerade ich besser sein? Wenn es Gott nicht gibt, ist alles erlaubt. Immer wenn es um meinen Vorteil geht, richte ich auch ein paar Gedanken auf die Situation und die anderen in ihr. Das kommt schließlich auch mir zugute. Mich gibt es nur einmal. Mein gesamtes Verhalten soll zeigen, dass ich mir durch nichts und niemanden mein Anrecht auf einen Platz im Leben streitig machen lasse. Ich möchte auch geliebt werden. Deshalb frage ich mich gelegentlich, ob ich liebenswert bin. Ich werde mich grundsätzlich nicht zu intensiv auf Menschen, Situationen und Gründe einlassen. An der Oberfläche lebt es sich leichter und schadet nicht. Ich werde möglichst immer an den Personen selbst interessiert sein, durch ihre Rollen und Masken hindurch. Ich halte generell nach den Chancen Ausschau, statt auf die Schwierigkeiten zu starren und an ihnen hängen zu bleiben. Material III Meine ein bis drei favorisierte(n) Haltungen (Tugenden). (Nach Fellsches, Lebenkönnen, einschl. der dort genannten Literatur.) Auswählen, bearbeiten, im Seminar vortragen. Zu einem bestimmten Datum eine Liste anlegen, wer welche gewählt hat. Aufgreifen der Fragen etc., die im Protokoll festgehalten sind, geordnet nach Begriffsklärungen, Theorie(n) und Problemen. Bücher für eventuelle Referate: Hans- Jochen Gamm, Pädagogische Ethik, Weinheim 1988 Josef Fellsches, Lebenkönnen. Von Tugendtheorie zur Lebenskunst, Essen 1996 Alasdair MacIntyre, Der Verlust der Tugend. Zur moralischen Krise der Gegenwart, Frankfurt am Main 1987 Goebel, J./Chr. Clermont, Die Tugend der Orientierungslosigkeit, Berlin 1997 Evtl. letzter Seminarteil: Die Würde des Menschen. Anlässlich der aktuellen Situation zur Frage soll nachgefragt werden: Was ist sie, wie ist sie begründet? Wie vermittelt Lehrer/in sie? (begründen, empfehlen, vorleben, als erstrebenswert darstellen, überzeugen ? J. F. Protokoll der Sitzung vom 24. 10. 2001 geordnet nach Begriff(sklärung) Theorien Problemen Unterschied zwischen Einfluss, Erziehung, Moral, Ethik Mit Prägung und Beeinflussung findet in gewisser Weise Erziehung statt. Regeln, Werte, Normen Zusammenleben braucht Regeln. Können Lehrer/innen neutral sein? Moralerziehung ist in der Primarstufe stärker als in Sekundarstufe. Verhältnis von Erziehungs- oder Unterrichtsstilen zu Moral: kommunikativer Unterricht gut, autoritärer schlecht? In der Gentechnik geht es nicht ohne Vermittlung von Werten. Notengebung ist im System Schule verankert. Lehrer/in ist dem System unterworfen. Welche Moral steckt dahinter? Möglichkeit gewaltfreier Erziehung? Ist allein eine unmoralische Handlung verwerflich oder bereits ein Gedanke an diese? Inwieweit greift ein negatives Bild vom Schüler in dessen Freiheit ein? Macht, Herrschaft, Gewalt Lehrer-Schüler-Verhältnis ist von Macht gekennzeichnet. Unterschied von Schein, Bild, richtig erfasst. Orientierung an welchen Werten und Normen? Die Orientierung an den drei Instanzen Gott/Religion, Staat, eigenes Gewissen zeigt in der Weltkrise ihre Grenzen. Gott, Religion, Gewissen Keine dieser Instanzen gibt eine eindeutige Orientierung autonomes Gewissen? Seminar: Haben Lehrer/innen mit Moralerziehung und Ethik zu tun? Protokoll der Sitzung vom 12. Dezember 2001 Das Protokoll der Sitzung vom 5. 12. 01 wird verlesen, besprochen und verabschiedet. Entsprechend dem Entschluss in der vorigen Sitzung wird das weitere Vorgehen festgelegt: 12. und 19. Dezember: Material II 09. Januar 02: Fellsches, Lebenkönnen (Darstellung durch Seminarleiter) 16. Januar: Material III: Favorisierte Haltungen 23. Januar: Forts. 30. Januar: (Menschen)Würde 06. Februar: Abschluss Da die Besprechung des Artikels Wert aus dem Lexikon der Ethik von Höffe noch aussteht, wird dieser Artikel gelesen, vom Seminarleiter kommentiert und gemeinsam besprochen. Der Seminarleiter akzentuiert einige Aussagen des Artikels: den Ausgangspunkt von einem anthropologischen Befund: Bedürfnis (etwas erscheint wertvoll, weil Lebewesen Mensch als Bedürfniswesen bestimmter Güter bedarf; wir sagten mit Bezug auf Plessner: alle Lebewesen sind bedürftig, und fragten: werten sie deshalb alle? Die exzentrische Positionalität des Lebe-/Bedürfniswesens Mensch macht die Möglichkeit und Notwendigkeit des Wertens aus.) Das Wertvolle wird intentional (willentlich) angestrebt – so weiter der Artikel – und zugleich emotional bejaht. Nach Max Scheler (1874 – 1928) ist das Werterfassen intuitiv und heißt bei ihm Wertfühlen. Es gelange zu einem Kanon idealer, zeitloser Werte: Wertethik. Höffe betont die historische Form der sog. höchsten, zeitlosen Werte. Die Besprechung des Artikels nahm die gesamte Sitzung in Anspruch, so dass Material II erst am 19. Dezember in Angriff genommen wird. Seminar: Haben Lehrer/innen mit Moralerziehung und Ethik zu tun? Seminarplan (wie er entwickelt wurde) 1. Einführung, Absicht und Vorgehen des Seminars 2. Material I: erster Durchgang 3. Fortsetzung Planung 4. Material I: zweiter Durchgang 5. Begriffsklärung Moral, Ethik anhand versch. Lexikonartikel 6. Fortsetzung 7. Wert-Begriff: anthropologische Grundlage (Plessner), Unterscheidung: reale, ideelle, ideale, herrschende Werte 8. Diskussion des Seminarverlaufs, Planung 9. Wert-Begriff (Höffe-Lexikon), Planung 10. Material II 11. Lebenkönnen. Buchvorstellung durch Seminarleiter 12. Material III: Favorisierte Haltungen 13. Forts. Material III 14. Menschenwürde. Referenten: 15. Rückblick, Zusammenfassung, AbschlussHaben Lehrer/innen mit Moralerziehung und Ethik zu tun? Seminarplan Der Entwurf für eine Novellierung des Gesetzes über die Ausbildung für Lehrämter an öffentlichen Schulen (Lehrerausbildungsgesetz – LABG) sieht in § 2 folgenden Absatz vor: Das Studium umfasst am Ausbildungsziel orientierte erziehungswissenschaftliche, fachwissenschaftliche und fachdidaktische Studien, in die im Rahmen von Praxisphasen schulpraktische Studien einzubeziehen sind. Dabei ist eine für alle Lehrämter gemeinsame pädagogisch-ethische Grundorientierung zu vermitteln. Im Sinne partizipatorischen Unterrichts soll der Seminarplan gemeinsam von den Teilnehmern und dem Seminarleiter erstellt werden. Dazu werden im folgenden einige Rahmenvorschläge gemacht: Zunächst erstellen sich die Teilnehmer/innen Seminarmaterial. Dabei gehen sie von einem alltagssprachlichen Verständnis der Themenstellung aus. Material I: Statements zur Beantwortung der Titelfrage einschließlich einer Begründung. Situationen und Szenen, in denen Lehrer/innen moralpädagogisch tätig werden. Formulierung eines (eigenen) ethischen Standpunktes. Haltungen, die Lehrer/innen einnehmen sollten. Verbindliche Absprache, dass jeder etwas zu jedem Punkt dieses Materials I zur nächsten Sitzung – 24. Oktober 2001 – mitbringt. Wichtig ist, dass eine ausformulierte Textfassung erstellt wird; Stichwörter gelten nicht (weil die Annahme, man könnte daraus eine gebundene Rede formulieren, allermeist trügt und weil wir verteilbare Texte brauchen.) In allen Sitzungen moderiert ein(e) Teilnehmer/in. Ein(e) Teilnehmer/in protokolliert die aufkommenden Fragen, und zwar geordnet nach Begriffsklärungen, Theorie(n) und Problemen. Material II Auf Karten sind Fragen notiert, je eine auf einer Karte. Die Teilnehmer/innen ziehen blind eine Karte und arbeiten zu Hause eine Beantwortung der Frage aus. Im Seminar werden die Antworten vorgetragen. Fragen: Schüler/in: Warum soll ich moralisch sein? Schüler/in: Die Welt ist sowieso ungerecht, warum soll gerade ich besser sein? Wenn es Gott nicht gibt, ist alles erlaubt. Immer wenn es um meinen Vorteil geht, richte ich auch ein paar Gedanken auf die Situation und die anderen in ihr. Das kommt schließlich auch mir zugute. Mich gibt es nur einmal. Mein gesamtes Verhalten soll zeigen, dass ich mir durch nichts und niemanden mein Anrecht auf einen Platz im Leben streitig machen lasse. Ich möchte auch geliebt werden. Deshalb frage ich mich gelegentlich, ob ich liebenswert bin. Ich werde mich grundsätzlich nicht zu intensiv auf Menschen, Situationen und Gründe einlassen. An der Oberfläche lebt es sich leichter und schadet nicht. Ich werde möglichst immer an den Personen selbst interessiert sein, durch ihre Rollen und Masken hindurch. Ich halte generell nach den Chancen Ausschau, statt auf die Schwierigkeiten zu starren und an ihnen hängen zu bleiben. Material III Meine ein bis drei favorisierte(n) Haltungen (Tugenden). (Nach Fellsches, Lebenkönnen, einschl. der dort genannten Literatur.) Auswählen, bearbeiten, im Seminar vortragen. Zu einem bestimmten Datum eine Liste anlegen, wer welche gewählt hat. Aufgreifen der Fragen etc., die im Protokoll festgehalten sind, geordnet nach Begriffsklärungen, Theorie(n) und Problemen. Bücher für eventuelle Referate: Hans- Jochen Gamm, Pädagogische Ethik, Weinheim 1988 Josef Fellsches, Lebenkönnen. Von Tugendtheorie zur Lebenskunst, Essen 1996 Alasdair MacIntyre, Der Verlust der Tugend. Zur moralischen Krise der Gegenwart, Frankfurt am Main 1987 Goebel, J./Chr. Clermont, Die Tugend der Orientierungslosigkeit, Berlin 1997 Evtl. letzter Seminarteil: Die Würde des Menschen. Anlässlich der aktuellen Situation zur Frage soll nachgefragt werden: Was ist sie, wie ist sie begründet? Wie vermittelt Lehrer/in sie? (begründen, empfehlen, vorleben, als erstrebenswert darstellen, überzeugen ? J. F. Protokoll der Sitzung vom 24. 10. 2001 geordnet nach Begriff(sklärung) Theorien Problemen Unterschied zwischen Einfluss, Erziehung, Moral, Ethik Mit Prägung und Beeinflussung findet in gewisser Weise Erziehung statt. Regeln, Werte, Normen Zusammenleben braucht Regeln. Können Lehrer/innen neutral sein? Moralerziehung ist in der Primarstufe stärker als in Sekundarstufe. Verhältnis von Erziehungs- oder Unterrichtsstilen zu Moral: kommunikativer Unterricht gut, autoritärer schlecht? In der Gentechnik geht es nicht ohne Vermittlung von Werten. Notengebung ist im System Schule verankert. Lehrer/in ist dem System unterworfen. Welche Moral steckt dahinter? Möglichkeit gewaltfreier Erziehung? Ist allein eine unmoralische Handlung verwerflich oder bereits ein Gedanke an diese? Inwieweit greift ein negatives Bild vom Schüler in dessen Freiheit ein? Macht, Herrschaft, Gewalt Lehrer-Schüler-Verhältnis ist von Macht gekennzeichnet. Unterschied von Schein, Bild, richtig erfasst. Orientierung an welchen Werten und Normen? Die Orientierung an den drei Instanzen Gott/Religion, Staat, eigenes Gewissen zeigt in der Weltkrise ihre Grenzen. Gott, Religion, Gewissen Keine dieser Instanzen gibt eine eindeutige Orientierung autonomes Gewissen? Seminar: Haben Lehrer/innen mit Moralerziehung und Ethik zu tun? Protokoll der Sitzung vom 12. Dezember 2001 Das Protokoll der Sitzung vom 5. 12. 01 wird verlesen, besprochen und verabschiedet. Entsprechend dem Entschluss in der vorigen Sitzung wird das weitere Vorgehen festgelegt: 12. und 19. Dezember: Material II 09. Januar 02: Fellsches, Lebenkönnen (Darstellung durch Seminarleiter) 16. Januar: Material III: Favorisierte Haltungen 23. Januar: Forts. 30. Januar: (Menschen)Würde 06. Februar: Abschluss Da die Besprechung des Artikels Wert aus dem Lexikon der Ethik von Höffe noch aussteht, wird dieser Artikel gelesen, vom Seminarleiter kommentiert und gemeinsam besprochen. Der Seminarleiter akzentuiert einige Aussagen des Artikels: den Ausgangspunkt von einem anthropologischen Befund: Bedürfnis (etwas erscheint wertvoll, weil Lebewesen Mensch als Bedürfniswesen bestimmter Güter bedarf; wir sagten mit Bezug auf Plessner: alle Lebewesen sind bedürftig, und fragten: werten sie deshalb alle? Die exzentrische Positionalität des Lebe-/Bedürfniswesens Mensch macht die Möglichkeit und Notwendigkeit des Wertens aus.) Das Wertvolle wird intentional (willentlich) angestrebt – so weiter der Artikel – und zugleich emotional bejaht. Nach Max Scheler (1874 – 1928) ist das Werterfassen intuitiv und heißt bei ihm Wertfühlen. Es gelange zu einem Kanon idealer, zeitloser Werte: Wertethik. Höffe betont die historische Form der sog. höchsten, zeitlosen Werte. Die Besprechung des Artikels nahm die gesamte Sitzung in Anspruch, so dass Material II erst am 19. Dezember in Angriff genommen wird. Seminar: Haben Lehrer/innen mit Moralerziehung und Ethik zu tun? Seminarplan (wie er entwickelt wurde) 1. Einführung, Absicht und Vorgehen des Seminars 2. Material I: erster Durchgang 3. Fortsetzung Planung 4. Material I: zweiter Durchgang 5. Begriffsklärung Moral, Ethik anhand versch. Lexikonartikel 6. Fortsetzung 7. Wert-Begriff: anthropologische Grundlage (Plessner), Unterscheidung: reale, ideelle, ideale, herrschende Werte 8. Diskussion des Seminarverlaufs, Planung 9. Wert-Begriff (Höffe-Lexikon), Planung 10. Material II 11. Lebenkönnen. Buchvorstellung durch Seminarleiter 12. Material III: Favorisierte Haltungen 13. Forts. Material III 14. Menschenwürde. Referenten: 15. Rückblick, Zusammenfassung, Abschluss Seminar: Haben Lehrer/innen mit Moralerziehung und Ethik zu tun? Einige Nachgedanken am Schluss unseres Seminars Was wir erkannt haben unter wissenschaftlicher Anfrage Recht früh tauchte die Erkenntnis auf, dass es außer uns Menschen keine Letztinstanz gibt, die uns sage, was gut sei. Die Instanzen sind menschlich, institutionell, als Letztinstanz gilt das persönliche Gewissen, die eigene Entscheidung. Das Gute gibt es nicht. Oder nur als Idee. Was als gut gilt, ist historisch-kulturelle Bewertung der Menschen. Auch das Böse gibt es nicht. Was als böse, schlecht oder falsch gilt, ist ebenfalls historisch-kulturelle Bewertung der Menschen. Menschen sind nicht generell gut oder böse. Wir sind alle fähig zu tun, was als gut oder böse gilt. Vielleicht gehört die Rede von den „Gutmenschen“ in diesen Zusammenhang. Das Insgesamt dessen, was geschichtlich in jeweiliger Kultur und Gesellschaft als anständig, richtig, gut gilt, heißt Moral. Ethik heißen die philosophischen Versuche, Theorien darüber aufzustellen, was gut ist oder wie es zu ermitteln sei. Der anthropologische Grund für Moral und Ethik ist der Komplex Leiblichkeit, exzentrische Positionalität, Selbstverhältnis als gebrochene Natur, natürliche Künstlichkeit (H. Plessner). Darum sind wir notwendig moralisch-ästhetische Wesen im Sinne von Bewerten nach gut und schön. Jede/r ist hiernach gut und böse, schön und hässlich. Um so bedeutsamer die Haltungen der Anerkennung und des Verzeihens. Aus dieser Situation erwächst die Not und Chance des Lebenkönnens: Lebenskunst, moralisch und ästhetisch. „Mach was draus!“ „Mach’s gut!“ „Was willst du sein oder werden?“ Haltungen brauchen wir unumgänglich. Wähle die, die du für gut hältst. Und vergiss dabei die Freude nicht,  die Lust, Mensch zu sein. Hochkulturen haben um die Dramatik gewusst und Religionen erfunden, um eine sanktionierende Instanz für das Gute zu haben. Haben Lehrer/innen mit Moralerziehung und Ethik zu tun? Als Beteiligte an schulischer Sozialisation vermitteln sie zwangsläufig ein beträchtliches Quantum dessen, was als gut und richtig gilt. Sie orientieren Schüler/innen auch auf deren Suche, ebenfalls unumgänglich. Wenn das so ist, kann es nur zur Qualität beitragen, wenn Lehrer/innen sich selber um Bewusstheit in Moralsachen bemühen. Ethik-Theorie kann dabei von Nutzen sein, z. B. die vom Lebenkönnen. Lehrer/innen können Haltungen (vor)leben, die von Lebenskunst zeugen. In vielen Situationen können sie klärend und aufklärend wirken und dabei deutlich machen, wie es kommt, dass alle für ihr eigenes Leben einstehen müssen. Wir haben uns Materialien geschaffen, uns Quellen erschlossen und wichtige Protokolle geschrieben. Für die Nacharbeit lohnt es sich, sie wieder zu lesen.